Workshop zu „Bedrohungslagen politischer AmtsträgerInnen und anderer öffentlicher Personen“
In jüngster Zeit haben physische und verbale Gewalt und Aggressionen gegen Amts- und MandatsträgerInnen sowohl auf der lokalen/regionalen Ebene als auch im nationalen Maßstab anscheinend deutlich zugenommen. Auch mediale Berichte über Drohungen gegenüber und Angriffe auf PolitikerInnen, MitarbeiterInnen der Polizei und Feuerwehr, JournalistInnen und Rettungskräfte im Einsatz haben in den letzten Jahren regelmäßig einen prominenten Platz in der Berichterstattung eingenommen. Untersuchungen über die Bedrohungslagen einzelner öffentlicher Berufsgruppen sind dabei ein stückweit uneinheitlich geblieben, manche der Ergebnisse disparat und widersprüchlich gewesen. Die Ergebnisse sind nicht zuletzt interpretationsbedürftig. Das zeigte auch eine Umfrage unter Lokalpolitikern im Bergischen Städtedreieck, die wir im Dezember 2021 online durchgeführt und ausgewertet haben.
In dem Workshop wollen wir die Ergebnisse unterschiedlicher Untersuchungen zusammenführen und diskutieren. Gerne würden wir auch über Maßnahmen sprechen, die zum Schutz öffentlicher Personenkreise wie auch zum generellen Schutz der Demokratie, ihrer Prinzipien und Procedere getroffen werden müssten. Denn Angriffe auf öffentliche Personenkreise, insbesondere Amts- und Mandatsträger, sind nicht nur ein individuelles Problem, sondern auch ein Problem für eine funktionierende und lebendige Demokratie.
In der Diskussion sollen Schlüsselfragen und -probleme bezüglich der Bedrohungslagen gegenüber Amts- und MandatsträgerInnen sowie anderen öffentlichen Personen zur Sprache kommen. Dabei geht es zum einen darum, einen Überblick über gesamtgesellschaftliche Veränderungen und damit einhergehende vermehrte Aggressionen sowie mögliche Radikalisierungen gegenüber öffentlichen Personenkreisen zu gewinnen, und über den Austausch von Erfahrungen und Perspektiven wertvolle Impulse im Hinblick auf die Bedrohungssituation unterschiedlicher Berufsgruppen zu sammeln.
Zum anderen sollen auf Grundlage der bisherigen empirischen Vorarbeiten auch besondere methodische Herausforderungen und theoretische Implikationen für die Erforschung von aktuellen Bedrohungslagen eruiert werden. In der Diskussion geht es sowohl um eine kritische Bestandsaufnahme der Bedrohungssituation einzelner Personenkreise als auch um inhaltliche und konzeptionelle Anregungen für die Untersuchung der Bedrohungslagen und Gewalterfahrungen von öffentlichen Personenkreisen und der Auslotung der entsprechenden Gefahren für die Demokratie.
Interessierte TeilnehmerInnen sind herzlich willkommen.
Prof. Dr. Peter Imbusch / Dr. Joris Steg / Dr. Josua Schneider / Lena Marie Spataro
Bergische Universität Wuppertal, Institut für Soziologie, Gaußstraße 20, 42119 Wuppertal, Tel.: 0202/439-2170, E-Mail: pimbusch@uni-wuppertal.de
Programm des Workshops:
Donnerstag, 24. November 2022
15.30 Uhr Welcome Coffee und Eröffnung des Workshops
16:00 Uhr Einführung in die Thematik (Prof. Dr. Peter Imbusch, Bergische Universität Wuppertal)
16.30 Uhr Gesellschaftliche Ursachen und Hintergründe der zunehmenden Bedrohungssituation von öffentlichen Personenkreisen (Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer, Universität Bielefeld)
17.00 Uhr Vorstellung der Untersuchung zur „Bedrohung politischer Amts- und MandatsträgerInnen im Bergischen Städtedreieck“ (Dr. Joris Steg, Bergische Universität Wuppertal)
Freitag, 25. November 2022
9.00 Uhr Empirische Untersuchungen – zur Einführung
9.15 Uhr Bedrohungen von Amts- und MandatsträgerInnen (Tim Pfeiffer, Kriminologischer Lehrstuhl, Universität Gießen)
10.00 Uhr Das Kommunale Monitoring zu Hass, Hetze und Gewalt gegenüber Amts- und MandatsträgerInnen (Kirsten Eberspach, BKA, Wiesbaden)
10.45 Uhr Epistemische Einschüchterung: Über die Konsequenzen der Bedrohung von WissenschaftlerInnen (Prof. Dr. Anna Leuschner, Bergische Universität Wuppertal)
11.30 Uhr Bedrohungen und Gewalt gegen JournalistInnen (N.N., VertreterIn des ECPMF)
13.00 – 14.00 Mittagspause
14.00 Uhr Theoretische Verarbeitungen und politische Implikationen
14.00 Uhr Erkenntnisse des Innenministeriums NRW (Henning Voß, MI NRW)
14.45 Uhr Radikalisierungsprozesse – Erkenntnisse aus dem Handbuch Extremismusprävention (Karoline Weber, BKA, Wiesbaden)
15.30 – 16.00Uhr Kaffeepause
16.00 Uhr Podiumsdiskussion u.a. mit Stefan Kob (Chefredakteur Solinger Tageblatt), Prof. Dr. Uwe Schneidewind (Oberbürgermeister Wuppertal) und Henning Voß (MI NRW)
17.00 Uhr Ende des Workshops